Heute will ich euch einen kleinen Eindruck von der Landschaft am Lago di Garda vermitteln. Er ist der größte italienische See, den sich gleich drei Regionen Italiens teilen: Trient-Südtirol im Norden, die Lombardei im Westen und Venetien im Osten. Rund um den See trifft man auf Geschichte pur; so findet man die meisten italienischen Pfahlbausiedlungen der Bronzezeit, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören, am Gardasee. Ich möchte euch aber nicht unbedingt erzählen, was ihr dort alles besichtigen könnt (denn das kann jeder gute Reiseführer ausführlicher als ich).
Jetzt mag sich manch einer von euch fragen, warum ich ausgerechnet einen Touristen-Hotspot für diesen Blogeintrag gewählt habe, den kennt man ja schließlich. Ganz einfach: Nicht nur Deutsche fahren gern an den Garda-See, er ist auch ein äußerst beliebtes Kurzerholungsgebiet für viele Italiener (wie wir Ende Mai / Anfang Juni auch an der Auslastung der zahlreichen Campingplätze feststellen konnten). Und selbst wenn die Orte am Seeufer - vor allem in der Hauptsaison, wenn sich hier gefühlt die halbe Welt tummelt - richtig voll werden können, gibt es immer wieder die idyllischen Plätze mit den stillen Momenten.
Wir waren in diesem Jahr gleich zweimal für ein paar Tage dort, zu Beginn und gegen Ende unserer langen Tour.
Der erste Aufenthalt war in Desenzano an der südwestlichen Spitze des Sees.
Auf dem Titel könnt ihr schon einmal vom campingplatzeigenen Strand einen Blick auf die kleine Landzunge mit dem Ort Sirmione am Südostufer werfen. Man kann nicht glauben, dass sich gar nicht so weit davon entfernt die rummeligen Freizeit- und Wasserparks befinden ...
Kaum hatte ich mich ans Ufer gesetzt, kam eine Entenmama mit 12 (!) Kindern vorbei, die wohl neugierig waren, ob ich vielleicht ein paar Brotkrumen in der Tasche hatte. Hatte ich natürlich nicht, denn solche Fütterungsaktionen schaden Flora und Fauna im und am See ganz gewaltig!
Der "beste Mann der Welt" und ich wollten dann einmal den gesamten See umrunden. Dazu nimmt man am besten das Auto, denn der See hat einen Umfang von fast 160 Kilometern. Von Desenzano ging es über die Gardesana Occidentale (SS 45 bis), die Hauptstraße am Westufer, Richtung Torbole im Norden. Auf dieser Strecke folgt ein Tunnel dem nächsten, eng und oft gar nicht beleuchtet. Uns begegneten dort viele Fahrradfahrer, die man in den Tunneln aber nur rechtzeitig sehen konnte, wenn sie das Fahrrad mit einem kräftigen roten Blinklicht ausgestattet hatten - eigentlich eine lebensgefährliche Tour für diese Sportler! Für Mountainbiker gibt es auf dieser Seeseite noch schöne Wege im hohen Hinterland, weit genug weg von dem verrückten Verkehr auf der SS 45 bis!
Ein Teil der Westküste wird Riviera dei Limoni genannt, und man kann dort immer wieder Orangerien sehen, in denen auch heute noch Orangen und Zitronen angebaut werden.
Dieses Bild zeigt euch einen Teil des Westufers von der Ostseite aus. Die Gardesana Orientale (SS 249) ist zwar eine ebenfalls gut befahrene Straße, aber wesentlich ruhiger als die Strecke auf der anderen Seite, so dass man hier und da einen Fotostopp einlegen konnte.
Am nördlichsten Ende - auf dem Bild quasi noch hinter der kleineren, dunklen Spitze im Wasser, liegt Torbole, oft windig und daher ein vor allem bei Surfern überaus beliebter Ort.
An unserem Ausflugstag, war es jedoch heiß und fast windstill. Aber wie so oft kann sich das Wetter hier schlagartig ändern. Auf der Rückfahrt von Torbole nach Desenzano verschwand die Spitze des Monte Baldo unter tiefschwarzen Wolken - wir waren froh, nicht mit der Seilbahn zum Gipfel gefahren zu sein. Auf der Höhe von Gardaland, ca. 20 km von unserem Campingplatz entfernt, kam es noch dicker: Es hagelte, aus den Straßengullys sprudelte das Wasser zurück, und die Temperatur fiel schlagartig um 10 Grad! Unsere Nachbarn auf dem Campingplatz wiederum erzählten uns, Hagel hätte es keinen gegeben, und der Regen wäre schwach und kurz gewesen. Dort war es dann zum Glück auch wieder richtig warm!
Ein entzückendes Fleckchen ist San Felice del Benaco am südwestlichen Ufer in den Hügeln der Valtenesi. Der eigentliche Ortskern liegt 2 Kilometer oberhalb des Sees. Ganz besonders schön ist es aber am Hafen.
Hier kann man neben modernen Motorbooten auch noch alte bunte Fischerboote finden. Wir saßen in einem kleinen, von einigen Einheimischen und italienischen Touristen frequentierten, Café direkt am Wasser, tranken einen caffè con ghiaccio (heißer gesüßter Espresso, der in ein Glas mit Eiswürfeln gegossen wird - in Spanien heißt das Getränk café con hielo) und hörten dem Plätschern am Uferrand zu; einfach nur schön!
Gegen Mittag wurde es dann auf dem Wasser etwas lebendiger. Die in unmittelbarer Nähe liegenden Restaurants stellten sich auf ihre Gäste ein - mit einem ganz besonderen Service: Ein livrierter Kellner bestieg ein Motorschlauchboot und holte mehrere kleine Schiffsbesatzungen ab, die - wahrscheinlich wegen der Größe ihrer Boote - weiter draußen festmachen mussten, und fuhr sie dann zum Steg des Restaurants.
Unser Aufenthalt in Desenzano endete mit einem unbeschreiblichen Sonnenuntergang und einer Gruppe von fünf Schwänen, die aber leider grundsätzlich nicht alle gemeinsam auf's Bild wollten ...
Wer es am Gardasee ruhig haben und dem Rummel entgehen will, besucht die kleinen Dörfer wie San Felice del Benaco, wandert durch Weinberge oder klettert auf einen Zweitausender. Menschen, die, so wie wir, gern kochen und essen, werden sich über erstklassige Weine, eine Fülle verschiedenster Seefische, frische Zitrusfrüchte und köstliche Oliven freuen. Wir kommen sicher noch einmal wieder!
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